23
Jul

Das Chiemseehospiz eröffnet im November, die Pflegedienstleiterin ist aber schon im Dienst

Bernau | „Ein Hospiz ist vor allem ein Ort des Lebens“, sagt Ruth Wiedemann. Mit diesem Credo geht die 52-Jährige ihre neue Aufgabe an. Sie wird Pflegedienstleiterin am Chiemseehospiz in Bernau, der ersten stationären Hospizeinrichtung zwischen München und Salzburg.

Im November soll das Chiemseehospiz in der Baumannstraße in Bernau die ersten Patienten aufnehmen. Bis zu zehn Menschen aus den drei Landkreisen Rosenheim, Traunstein und Berchtesgadener Land können dann dort ganzheitlich betreut werden. Schon Monate vor der Eröffnung sind wichtige personelle Entscheidungen gefallen. Die Pflegedienstleitung übernimmt eine sehr erfahrene Fachkraft.

Fast 30 Jahre am Klinikum Traunstein

Ruth Wiedemann hat sich schon viele Jahre um die Betreuung schwerkranker Menschen auf ihrem letzten Weg auf dieser Erde gekümmert. Die 52-Jährige war fast 30 Jahre am Klinikum Traunstein tätig, bevor sie nun mit der Leitung in Bernau eine neue Aufgabe angenommen hat.

Ursprünglich Krankenschwester

1968 in Berchtesgaden geboren, durchlief Wiedemann Ende der 1980er Jahre eine Ausbildung zur examinierten Krankenschwester in Traunstein, wo sie auch aufgewachsen und bis heute zuhause ist.

Rückkehr nach Traunstein

Nach einem 18-monatigen Gastspiel in der Chirurgie im Krankenhaus in Füssen kehrte Wiedemann schon 1990 wieder nach Traunstein zurück. Dort sammelte sie vielfältige Erfahrungen in verschiedenen Abteilungen und Fachbereichen: in der Allgemeinchirurgie mit Thoraxchirurgie, der Unfallchirurgie, auf der chirurgische Privatstation sowie in der Neurologie.

Ruth Wiedemann (52) aus Traunstein leitet den Pflegedienst im neuen Chiemseehospiz.

Arbeit auf der Palliativstation

Als am Klinikum Traunstein eine Palliativstation eröffnet wurde, gehörte Wiedemann 2009 zu den Frauen der ersten Stunde. In Deutschlands erster Palliativstation in Köln absolvierte sie dafür eine Hospitation.

Die Begleitung Sterbender als Herzensangelegenheit

Die ganzheitliche Begleitung Sterbender wurde ihr offenbar immer mehr eine Herzensangelegenheit. Wiedemann absolvierte mehrere Fort- und Weiterbildungen. 2005 wurde sie ein Jahr lang in „Palliative Care“ geschult, einem international anerkannten umfassenden Konzept zur Beratung, Begleitung und Versorgung schwerkranker Menschen jeden Alters mit einer nicht heilbaren Grunderkrankung. Es folgte eine einjährige Zusatzausbildung zur Beraterin für Ethik im Gesundheitswesen, eine Weiterbildung zur Stationsleitung , eine Fortbildung in der Pflegeberatung sowie seit November 2016 ein Fern-Studium im Pflegemanagement.

In der Palliativstation im Klinikum Traunstein, wo sie zehn Jahre tätig war, sammelte Wiedemann als stellvertretende Leiterin in den vergangenen Jahren bereits Führungserfahrung, die ihr im neuen Amt zugute kommt.

Hospitation in anderen Hospizen

Auch in der Hospizarbeit sammelte sie bereits einige Erfahrungen. Eineinhalb Jahre arbeitete sie als sogenannte Brückenschwester im Netzwerk Hospiz, in der ambulanten Palliativversorgung.

Das Netzwerk Hospiz im Landkreis Traunstein ist eine der Keimzellen, aus denen das Chiemseehospiz entstanden ist. Die Hospizbewegungen der Landkreise Rosenheim, Traunstein und Berchtesgadener Land schlossen sich unter der Leitung des früheren Geschäftsführers der Romed-Kliniken, Günther Pfaffeneder, in einem Kommunalunternehmen zusammen und fanden in Bernau einen idealen Standort, der für Angehörige von Patienten aus dem ganzen Einzugsbereich etwa gleich nah entfernt liegt.

Wiedemann hat eine Hospitation in einem stationären Hospiz durchlaufen und im Hospiz von Vilsbiburg Tipps für die Arbeit in Bernau gesammelt. Größtenteils im Homeoffice hat die 52-Jährige in den vergangenen Wochen an einem, Versorgungskonzept gearbeitet und eine Liste voller Initiativbewerbungen gesichtet.

30 Mitarbeiter für Drei-Schicht-Betrieb

Ein Teil des Personals ist schon eingestellt. Bis zum Start des Betriebs in ein paar Monaten sollen es 30 Mitarbeiter werden, denn das Hospiz wird im Drei-Schicht-Betrieb geführt und dafür sind entsprechend viele Fachkräfte nötig. „Ein Teil der neuen Mitarbeiter hat bereits im Hospiz- oder Palliativbereich gearbeitet und auch eine Weiterbildung Palliative Care.“

Was Menschen für die Arbeit im Hospiz brauchen

Bei der Einstellung der weiteren Mitarbeiter hat Wiedemann klare Kriterien: „Ich denke, Sie brauchen um im Hospiz zu arbeiten, Fähigkeiten wie Verantwortungsbereitschaft und Entscheidungsfähigkeit, sie brauchen Empathie, Wahrhaftigkeit, Achtsamkeit, Geduld, Akzeptanz, Aushalten können, Zuhören können. Sie brauchen Kompetenzen wie hohe Fachkompetenz, pflegerisch wie medizinisch, soziale und kommunikative Kompetenzen.

Sie brauchen auch eine eigene Auseinandersetzung mit der Sterblichkeit und das „Annehmen-können“, dass manches ist, wie es ist und wir darauf keinen Einfluss haben. Und sie brauchen Humor, Lebensfreude, Dankbarkeit, Teamfähigkeit und Menschenliebe. Auch wenn im Hospiz gestorben wird, es ist vor allem ein Ort des Lebens.“

Wiedemann klingt im Gespräch mit der Chiemgau-Zeitung hochmotiviert. Sie will „mein langjähriges Erfahrungswissen und erlerntes Fachwissen umfassend einbringen“. Die Mutter zweier erwachsener Kinder verfügt über „eine reichhaltige Energie, nach 30 Jahren Klinik etwas Neues anzufangen“, sagt sie von sich selbst.

„Größtmögliche Lebensqualität“

Bevor der Betrieb anläuft, möchte die Pflegedienstleiterin einen „Kennenlern-Tag“ für die Mitarbeiter abhalten. „Teamarbeit und gemeinsam füreinander da zu sein ist für mich ein tragender Faktor in der Begleitung und Versorgung Schwerstkranker und Sterbender und ihrer Angehörigen.“

Die Philosophie, die Wiedemann ihrem Team vermitteln will: „Sterben ist ein Teil des Lebens, der uns alle betrifft. In dieser letzten Phase die größtmögliche Lebensqualität, unter Berücksichtigung der persönlichen Bedürfnisse zu schaffen, ist unser Ziel.“

Lesen sie HIER den Bericht online auf OVB-Online.de

Text: © OVB-Online

Foto: © Chiemseehospiz

Aufnahme im Chiemseehospiz Bernau

Das Chiemseehospiz nimmt Menschen über 17 Jahren, mit fortgeschrittener und fortschreitender Erkrankung auf, die nur eine sehr begrenzte Lebenserwartung haben, bei denen keine Aussicht auf Heilung besteht, eine palliativ-pflegerische bzw. palliativ-medizinische Versorgung notwendig ist und eine Krankenhausbehandlung nach § 39 SGB V nicht erforderlich ist. Voraussetzung für die Aufnahme ist, dass die Betreuung zuhause nicht mehr sichergestellt werden kann und auch durch eine stationäre Pflegeeinrichtung nicht adäquat abgedeckt werden kann. Die Einweisung erfolgt über den Hausarzt, oder Ärzte aus dem Krankenhaus.

Aufnahmekriterien sind

eine progrediente, weit fortgeschrittene Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung (von wenigen Tagen, Wochen oder Monaten), wie onkologische Erkrankungen mit Symptomlast, AIDS, neurologische Erkrankungen, Nieren-, Herz-oder Lungenerkrankung im Endstadium.

Aufklärung über Erkrankung und deren Prognose (Patient bzw. auch rechtliche Vertretung)

Einverständnis des Betroffenen zur Aufnahme im Hospiz

ambulante Versorgungsmöglichkeiten sind abgeklärt und ausgeschöpft, die Versorgungsmöglichkeit im Heim ist aufgrund der aktuellen oder zu erwartenden hohen Versorgungsanforderung ausgeschlossen und/ oder aufgrund der Situation und Symptomlast nicht angemessen

Aufnahmeprocedere

telefonische Anfrage, ob ein Hospizplatz frei ist
Fax an uns mit Notwendigkeitsbescheinigung, die der einweisende Arzt ausfüllt und Antrag nach §39a, die der Betroffene oder sein/e Bevollmächtigte/r ausfüllt
suchen eines neuen Hausarztes vor Ort, falls der bisherige die Betreuung im Chiemseehospiz in Bernau nicht übernimmt
die Aufnahme erfolgt nach Genehmigung durch die Krankenkasse
Das Chiemseehospiz möchte Menschen, egal welcher Herkunft oder Religion, die diese Kriterien erfüllen, ein sicheres Zuhause für die letzte Lebensphase bieten.

Kontakt und Anfahrt zum Chiemseehospiz Bernau

CHIEMSEEHOSPIZ BERNAU
Baumannstraße 56
83233 Bernau

Tel.: 08051-96 18 55-0
Fax.: 08051-96 18 55-77